Der Kunst-Handwerker
Von Thomas Wyss,
ehem. Kulturredaktor Zürich Express, heute freier Journalist und Kolumnist.

Geboren ist Nandor Nagy 1966 in einem kleinen Dorf nahe der ungarischen Grenze, auf dem Gebiet des heutigen Kroatien.

Die Fotografenkarriere des Autodidakten begann 1997 als er sich entschied, das langjährige Hobby, gleichzeitig seine Berufung, zum bezahlten Beruf zu machen.

Nandor Nagy ist keinesfalls ein trendiger Shootingstar der jungen Schweizer Fotoszene.

   
 

Er hat sich in einem "gesunden" Tempo zu einem stilsicheren Bild-Dokumentaristen entwickelt.

 
    
Die ersten Fotoaufträge erhielt er von Musik-orientieren Zeitschriften wie "Agenda 2000" oder "Sputnik", aber auch vom "SonntagsBlick". Die Ausstellung "Nandor Nagy-in Concert" im Jahre 1997 war ein erster Höhepunkt seiner Karriere. Ein weiterer war eine Publikation im "Swiss Press Photo"-Jahrbuch. Darauf folgten Aufträge für Titelstorys in der Jugendzeitschrift "Toaster" sowie im "Tagblatt der Stadt Zürich". Im darauffolgenden Jahr war er verantwortlich für die fotografische Umsetzung arbeitsmarktlicher Themen für die Fachzeitschrift "AM Agenda". Seit 1999 arbeitet er als freischaffender Fotograf.
 
     
  Ich sprach mit Nandor Nagy über seine Art der Fotografie, seinen Werdegang und seine fotografischen Vorbilder.  
     
  Was bedeutet für Dich die Kunst der Fotografie?  
  NANDOR: Ich betrachte die Fotografie nicht unbedingt als Kunst, sondern eher als ein künstlerisch-kreatives Handwerk, ähnlich zur Arbeit eines Malers oder eines Bildhauers. Mit meiner Art der Fotografie versuche ich, einen einmaligen Augenblick festzuhalten, ihn einzufrieren und somit für die Zukunft zu konservieren. Das Resultat, sprich das Bild, kann durchaus einmal in Richtung Kunst gehen, doch ich bevorzuge die handwerklich und technisch gute Alltags-Fotografie.  
     
  Wie kamst Du zur Fotografie?  
  NANDOR: Meine ersten fotografischen "Gehversuche" unternahm ich im Jugendalter mit der Pocket-Kamera meiner Schwester. Während meiner KV-Lehre hatte ich dann einen Vorgesetzten, der selber fotografierte, vornehmlich Natur- und Landschaftsaufnahmen. Durch ihn habe ich sehr viel über die starke Ausdrucksmöglichkeit eines guten Bildes gelernt. Den ersten Lehrlingslohn investierte ich dann in eine Spiegelreflex-Kamera. Es folgte meine erste Lehrphase, die Zeit des Experimentierens. Ich stellte mir eine Aufgabe und versuchte diese auf verschiedene Arten anzugehen und zu lösen. 1989 kam ich dann in eine Fotolaborgemeinschaft und fing an, meine Aufnahmen selber zu entwickeln und zu vergrössern. In dieser Zeit habe ich realisiert, was man beim Entwickeln aus einem Bild herausholen kann. Ich habe aber auch gesehen, welche Fehler ich bei meinen ersten Fotografien gemacht hatte.  
     
  Wie hat sich Dein fotografisches Schaffen danach weiterentwickelt?  
  NANDOR: Lange Zeit pflegte ich die Fotografie vor allem als Hobby. Eines Tages nahm ich meine Kamera dann mit an ein Rockkonzert - Musik ist mein anderes grosses Hobby - und habe gesehen, was es bedeutet, unter grossem Zeitdruck gute Aufnahmen zu machen. Doch ich hatte Spass daran, und bald darauf bekam ich die ersten Aufträge. Meine ersten Publikationen waren dann auch Konzertaufnahmen. Während dieser Zeit arbeitete ich hauptberuflich noch immer auf der Bank. Je länger je mehr spürte ich eine Lust, mein Hobby zu meiner Hauptbeschäftigung zu machen. Inzwischen hatte ich neben Konzerten auch in anderen Bereichen fotografiert. Ja, und so sprang ich eines Tages ins kalte Wasser und nahm das Risiko auf mich, den Lebensunterhalt künftig mit Fotografieren zu verdienen. Mein erstes Engagement hatte ich dann bei der Arbeitsmarktzeitschrift "AM Agenda". Dort war ich Hausfotograf, nebenbei betreute ich auch noch das Bildarchiv. Diesen Job machte ich bis Ende 1998. Danach habe ich begonnen, als Freelancer zu arbeiten. Mein Tätigkeitsfeld umfasst die Bereiche Presse, PR, Reportagen, People und Performance.
 
 
Wo liegen Deine Stärken, welche Art der Fotografie bevorzugst Du?
 
  NANDOR: Ich arbeite lieber draussen als im Studio; ich ziehe das spontane Bild dem inszenierten vor. Es ist bestimmt eine meiner Stärken, den Moment richtig zu erfassen und das Sujet richtig ins Bild zu rücken. Ich bin deshalb sehr gerne als Pressefotograf tätig, sei es an Anlässen, sei es im People- oder Kulturbereich. Die Pressefotografie ist für mich auch thematisch eines der spannendsten Gebiete überhaupt. Daneben arbeite ich gerne als Porträtfotograf; Gesichter und die Geschichten, die darin zu entdecken sind, faszinieren mich sehr.  
     
  Hast Du fotografische Vorbilder, gibt es Fotografen, die Dich und Deine Arbeit beeinflusst haben?  
  NANDOR: Ja, die gibt es. Als ich mich ernsthafter mit der Fotografie zu beschäftigen begann, habe ich mich intensiv mit Bildern und Karrieren von verschiedenen Fotografen auseinandergesetzt. Ich habe realisiert, was mir gefällt, in welche Richtung meine Fotografie gehen sollte. Es sind vor allem Fotografen alter Schule, welche mich inspiriert haben; Henri Cartier-Bresson, Robert Frank, oder der grosse Reportagenfotograf W. Eugene Smith. Ihre Art, Momente und Augenblicke festzuhalten, bewundere ich. Zuoberst steht für mich aber ein Fotograf aus der heutigen Zeit: Anton Corbijn. Vor allem deshalb, weil er im Bereich der Musikfotografie tätig ist, einem Gebiet also, dem ich mich auch zugehörig fühle. Seine Fähigkeit, Menschen "einzufangen", ist einmalig.  
     
  Welches sind Deine Ziele im Bereich der Fotografie für die nähere Zukunft?  
  NANDOR: Mein Traum wäre es, soviel Aufträge zu erhalten, dass ich damit problemlos meinen Lebensunterhalt finanzieren könnte. Ich bin aber Realist und weiss, dass der Markt klein ist, und dass es sehr viele gute Fotografen gibt. Doch ich bin ambitioniert und werde meinen "Platz" schon finden. Eine Festanstellung könnte ich mir momentan vor allem im Bereich der Pressefotografie vorstellen. Eine sehr angenehme Erfahrung war die Zeit bei "AM Agenda", als ich zwar als Fotograf angestellt war, nebenbei aber noch genügend Zeit fand, um eigene Projekte zu realisieren.  
     
  Weshalb offerierst Du Deine fotografischen Dienste über Internet?  
  NANDOR: Die Besucher der Homepage können sich auf angenehme und effiziente Art und Weise ein Bild von mir und meiner Arbeit machen. Zu sehen gibts rund zwei Dutzend meiner Arbeiten, dazu Informationen über mich und meinen Werdegang.  
     
  Wieso soll jemand gerade Dich als Fotograf engagieren?  
  NANDOR: Einerseits bin ich fähig, handwerklich und technisch gute Arbeit zu leisten. Ich bin sehr zuverlässig. Ich stehe mit beiden Beinen fest im Leben. Und ich finde rasch einen guten Draht zum Gegenüber, was vor allem bei der Porträtfotografie sehr wichtig ist. Ich bin flexibel und zudem gerne bereit, bei einem Projekt auch konzeptionell mitzuarbeiten.  
     
 

 

Ich kenne Nandor Nagy seit bald zehn Jahren, und dennoch staune ich immer wieder von neuem über seine Entwicklung. "Vom Hobbyknipser zum vielseitigen Berufsfotografen" würde ich das Buch überschreiben, welches Nandors beruflichen Werdegang zum Inhalt hätte.

Selbstverständlich reicht heutzutage fotografisches Können alleine längst nicht mehr; gefragt sind Zuverlässigkeit, Flexibilität und Teamfähigkeit. Und es sind gerade diese Eigenschaften, in welchen sich Nandor von vielen anderen Berufskollegen unterscheidet. Bescheiden, ohne Anflug von Starallüren, geht er seinen Weg. Er ist ein angenehmer und unterhaltsamer Gesprächspartner und, was ihm auch in der Ausübung seines Berufes immer wieder zugute kommt, ein guter Zuhörer.

Die diversen Aufträge, die ich ihm übertragen habe - sei es in grosser Hektik eine Konzertaufnahme zu machen, sei es ein feinfühliges Porträt zu erstellen, hat er jeweils mit Bravour erledigt. Nandor besitzt das Talent, genau abschätzen zu können, wann er Eigeninitiative an den Tag legen muss, und wann er sich eher zurückhalten soll.
Ich kann Nandor mit gutem Gewissen als vorzüglichen Fotografen weiterempfehlen.

 
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